“Ist ultimative Toleranz was Cooles? Ich weiß es nicht. Früher haben mich meine Mitschüler verarscht, mich „Nose“ und “Dreieckskopf” genannt. Mir war das egal, ich hab mich gewehrt. Ich musste mich wehren. Heute wird alles in Watte gepackt, daran ist auch Instagram schuld. Die Leute müssen sich heute nicht mehr direkt mit Dingen auseinandersetzen. Sie sind von außen geformte Wesen geworden. Kennst Du das, früher als Kind, wenn Du Knete in verschiedenen Farben hattest und sie nicht zusammenmischen wolltest, weil dann eine braune Masse entsteht? So fühlt sich das mit Instagram an. Undefinierbar. Früher haben mir Manager gesagt: „Du brauchst die Leute nicht“ — aber jeder braucht Leute. Es bringt nichts, sein eigenes Süppchen zu kochen. Es kommt einem vor, als würde sich Nürnberg nicht entwickeln. Aber das stimmt nicht. Ich war als Fotografin in Dubai, in New York, in Italien. Wenn Du mal ein paar Monate weg bist und zurück kommst, siehst Du, wie sich alles verändert. Gerade in Gostenhof. Früher war es hier als stünde eine graue Wolke über dem Stadtteil. Heute laufen die Leute über die Fürther Straße wie auf einer Promenade. Der Hafen fühlt man sich mittlerweile nicht mehr wie in der Stadt. Das ist geil. Manchmal könnte man meinen, Berlin sei eine fränkische „Flüchtlingskolonie“. So viele Leute, die heute dort leben, kommen von hier. Gerade die sagen aber: „Nürnberg ist kulturell ein Scheiß“. Das ist Quatsch! Diese Leute sind hier aufgewachsen, waren hier auf dem Spielplatz. Das prägt Dich. Nürnberg liegt in der Mitte von allem, hat eine gute Infrastruktur und eine gute Erreichbarkeit. Berlin ist vielleicht cool, hat den Style, das stimmt. Aber von irgendwoher muss das doch kommen, oder? Beispielsweise der Kolb, die Brezen – das ist Kulturgut, nicht so ein Lauchgebäck! Davon schwärmen meine Berliner Freunde. Das ist nur ein Beispiel von ganz vielen. Wenn du die ganze Zeit über eine Stadt meckern kannst, dann stimmt mir Dir etwas nicht — nicht mit der Stadt.”